Werden wir immer "allergischer"?
Frühling in der Schweiz: Die Sonne lockt nach draussen, die Blumen blühen, und viele Menschen greifen zur Taschentuchbox. Niesen, juckende Augen und eine laufende Nase sind für Allergiker eine allzu vertraute Begleiterscheinung der schönsten Jahreszeit. Aber nicht nur Heuschnupfen ist auf dem Vormarsch – auch Lebensmittelunverträglichkeiten, Hausstaub- und Tierhaarallergien nehmen zu. Doch warum ist das so? Werden wir wirklich "allergischer"?
Die Zahlen sprechen für sich
In der Schweiz leiden rund 20-30 % der Menschen an einer allergischen Erkrankung, Tendenz steigend. Besonders Pollenallergien haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger entwickelt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Menschen mit Lebensmittelallergien oder Unverträglichkeiten wie Laktose- oder Glutenintoleranz.
Warum nehmen Allergien zu?
- Unsere sterile Umgebung
Die sogenannte Hygiene-Hypothese besagt, dass unser Immunsystem weniger gefordert wird, weil wir in einer hygienischeren Umgebung aufwachsen. Weniger Kontakt mit Bakterien und Parasiten führt dazu, dass das Immunsystem "unterbeschäftigt"(oder: zu wenig trainiert) ist und stattdessen harmlose Stoffe wie Pollen oder Nahrungsmittel als Gefahr einstuft.
- Klimawandel und Umweltfaktoren
Durch steigende Temperaturen beginnt die Pollensaison früher und dauert länger. Neue invasive Pflanzenarten wie die Ambrosia sorgen zudem für eine Zunahme aggressiver Pollen. Luftverschmutzung verstärkt allergische Reaktionen, da Schadstoffe die Atemwege reizen und das Immunsystem sensibler machen.
- Veränderte Ernährung
Moderne Ernährungsweisen mit stark verarbeiteten Lebensmitteln, Zusatzstoffen und weniger naturbelassenen Produkten könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Studien legen nahe, dass eine hohe Zufuhr ungesättigten Fettsäuren und eine niedrige Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Fisch oder Leinöl) entzündliche Prozesse im Körper verstärken könnten.
- Genetische Veranlagung
Wenn Eltern Allergiker sind, steigt auch das Risiko für ihre Kinder, eine Allergie zu entwickeln. Aber die Gene allein sind nicht ausschlaggebend – die Umwelt spielt eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Allergie tatsächlich ausbricht.
Was kannst du tun?
Ganz vermeiden lassen sich Allergien oft nicht, aber es gibt Möglichkeiten, das Risiko zu reduzieren oder Symptome zu lindern:
- Frühe Exposition: Kinder, die in ländlicher Umgebung aufwachsen und mit Tieren oder Schmutz in Kontakt kommen, entwickeln seltener Allergien.
- Gezielte Prävention: Eine gesunde Darmflora kann helfen, das Immunsystem zu regulieren. Fermentierte Lebensmittel, Ballaststoffe und probiotische Kulturen können hier unterstützend wirken.
- Pollenkalender beachten: Wer unter Heuschnupfen leidet, kann durch gezielte Massnahmen wie Pollenschutzgitter oder das Meiden von Pollenhochzeiten die Belastung reduzieren.
- Natürliche Alternativen: Pflanzliche Mittel wie Schwarzkümmelöl oder Quercetin aus Zwiebeln und Äpfeln können eine Unterstützung bieten.
Fazit
Ja, Allergien nehmen zu – und ja, es gibt Einflussfaktoren, die wir steuern können. Während Umwelt und Ernährung eine grosse Rolle spielen, kann ein bewusster Lebensstil helfen, das Risiko zu senken oder Symptome zu lindern.
Dein wellvida-Team